Meisterporträt (1): Stefan Dörr, Meister im ElektrotechnikerhandwerkBeruflich einen Schritt weiter gehen
Der Meisterbrief ist das Herzstück des Handwerks. Jedes Jahr absolvieren rund 400 Handwerkerinnen und Handwerker ihre Meisterprüfung bei der Handwerkskammer Wiesbaden in bis zu 25 verschiedenen Gewerken. Vom Prüfungsjahrgang 2021 dürfen sich insgesamt 13 Jungmeisterinnen und Jungmeister "Jahresbeste" nennen. Sie haben mit mindestens guter Gesamtleistung ihre Meisterprüfung erfolgreich absolviert. Was die Beweggründe für den Meister in ihrem Handwerk waren, das berichten sie in einem kurzen Interview.
Warum haben Sie den Meister gemacht?
Der Hauptgrund war die Schwangerschaft meiner Freundin, die eine wachsende Verantwortung für mich bedeutete und ich deshalb beruflich einen Schritt weitergehen wollte. Zum anderen aber auch die Hartnäckigkeit eines Arbeitskollegen, der gleichzeitig als Dozent im Meisterkurs tätig ist.
Wo und wie haben Sie die Meisterkurse besucht?
Besucht habe ich den Teilzeitkurs der Kreishandwerkerschaft Gießen für die Teile I und II der Meisterprüfung. Im September 2019 sind wir dann glückliche Eltern geworden, was den Stressfaktor nicht unbedingt gesenkt hat. Auch die Tatsache, dass ich mich zu jeder Zeit in einem bestehenden Arbeitsverhältnis mit 39 Stunden pro Woche befand, war eine zusätzliche Herausforderung. Die Teile III und IV habe ich in Vollzeit ebenfalls in Gießen besucht.
Wie haben Sie das finanziert?
Wer heute die Möglichkeit hat, sein Vorhaben mit dem Aufstiegs-BAföG zu verknüpfen, kann am Ende eine Förderung von bis zu 75 Prozent auf Kurs- und Prüfungsgebühren bekommen. Dazu gibt es noch eine Prämie des Landes Hessen und viele Ausgaben können als Werbungskosten bei der Steuer geltend gemacht werden. Zudem gibt es noch die Möglichkeit, zusätzlich einen Unterhalt zu beantragen.
Stefan Dörr ist 37 Jahre alt, wohnt in Reiskirchen und arbeitet in Gießen bei der Stadtwerke Gießen AG. Sein Lieblingswerkzeug ist eine Akku-Schlagbohrmaschine von Hilti.
An welchen Moment während der Meisterausbildung erinnern Sie sich gerne zurück?
Die Schultüte, die mir scherzhalber von meiner Freundin zum ersten Schultag geschenkt wurde, die qualmenden Köpfe in unseren Lerngruppen oder auch die Momente der Hilfsbereitschaft untereinander.
Wo werden Sie den Meisterbrief aufhängen?
Zuhause in meinem Büro.
Was schätzen Sie an Ihrem Beruf am meisten?
Die Vielseitigkeit. Kaum ein anderer Beruf eröffnet einem so viele verschiedene Möglichkeiten.
War der Beruf ein Kindheitstraum?
Eher nicht. Die Entscheidung zur Ausbildung ist relativ spät gefallen, als ein anderer Auszubildender abgesagt hatte und ein Freund daraufhin direkt auf mich zu kam. Ich würde also eher sagen, der Beruf hat mich gefunden.
Wie geht es jetzt weiter?
An erster Stelle steht jetzt, viel Zeit mit der Familie zu verbringen. Beruflich gesehen möchte ich neuen Aufgaben gerecht werden.