Mitarbeiter finden und binden (15): Sechs Fragen an Hörgeräteakustikermeister Gert Espig"Bleibe authentisch und beute nie deine Mitarbeiter aus"
Junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern und qualifizierte Fachkräfte langfristig an den eigenen Betrieb binden: Das zu meistern ist aktuell eine der größten Herausforderungen des Handwerks. Einige Betriebe haben jedoch einen effektiven Weg gefunden, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wir stellen Handwerker vor, denen das gelingt und haben nachgefragt, wie sie dabei vorgehen.
Gert Espig
Espig Hörgeräte
Damit verdienen wir unser Geld:
Hörakustik
Mitarbeiterzahl:
16 Mitarbeiter
Anzahl an Lehrlingen:
4 Lehrlinge
1. Warum bilden Sie aus?
Auf dem Arbeitsmarkt gibt es keine freien Hörakustiker, daher müssen wir für unseren eigenen Nachwuchs sorgen. Außerdem haben wir einen gewissen Anspruch und Wissensstand, den wir gerne von Anfang an mitgeben, denn unser Beruf verändert sich so schnell, wie sich die Technik weiterentwickelt. Abgesehen davon macht Ausbilden auch Spaß!
2. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Mitarbeiter?
Interesse. Daraus ergibt sich auch die Eigenmotivation.
3. Welche Unternehmensphilosophie verfolgen Sie?
Jeder Mitarbeiter hat unterschiedliche Stärken und diese setzen wir am richtigen Punkt ein. Auch wenn ich zwar der Chef bin, der sagt, wo es langgeht, sind wir dennoch ein Team. Natürlich versuchen wir über Qualitätsziele und Mitarbeitergespräche eine gewisse Transparenz zu schaffen, denn Unsicherheiten seitens der Belegschaft können sich negativ auf die Arbeitsleistung auswirken.
4. Wie gehen Sie vor, um sowohl motivierte Lehrlinge als auch qualifizierte Fachkräfte für Ihren Betrieb zu finden?
Zum einen nutzen wir die sozialen Netzwerke, unsere Internetseite und Portale wie www.meine-stadt.de oder www.azubyo.de. Wir inserieren freie Stellen aber auch über unseren Qualitätsverband Pro Akustik. Zum anderen setzen wir auf den persönlichen Weg. Unsere Kunden haben Kinder, Enkelkinder, Schüler und Bekannte. Vielen davon fällt auf, wie schön unser Beruf ist. Wir haben drei Mitarbeiter im Team, deren Eltern und Großeltern bei uns zur Hörgeräte-Versorgung waren. Bei einer anderen Mitarbeiterin war es die Lehrerin, die ihr die Ausbildung zur Hörakustikerin vorgeschlagen hat. Die Lehrerin kannte uns von einem Vortrag aus ihrem Unterricht zum Thema Ohren und Hören, den wir bei ihr gehalten haben.
5. Hinsichtlich der Mitarbeiterbindung: Schaffen Sie bestimme Anreizsysteme oder besondere Vorteile für Ihre Mitarbeiter?
Es ist wichtig, dass sich die Mitarbeiter als Fachkraft und als Mensch gesehen fühlen. Da muss neben dem Gehalt auch das Miteinander stimmen. Ein gutes Gehalt wird nicht ausgleichen, wenn sich ein Mitarbeiter im Betrieb nicht wohlfühlt. Umgekehrt wird aber auch keiner nur zum Spaß zur Arbeit kommen, weshalb wir zusätzlich eine Jahresprämie zahlen. Wir versuchen, für alle ein passendes Arbeitszeitmodell zu finden und legen Wert auf Fortbildungen, wodurch nicht nur das Fachwissen, sondern auch die Motivation der Mitarbeiter gefördert wird. Immer nur im alten Trott zu verweilen macht am wenigsten Spaß. Außerdem führen wir jährliche Einzelgespräche, um eine gegenseitige Wertschätzung herzustellen. Unsere Mitarbeiter wissen, dass wir für sie da sind und sie ernst nehmen.
6. Welchen Rat würden Sie Handwerkern geben, die händeringend nach Lehrlingen oder Fachkräften suchen?
Bleibe authentisch, beute nie deine Mitarbeiter aus, sehe diese als Fachkraft und als Mensch. Bleibe aber der Chef, der führt, denn auch das ist wichtig.