30.11.2022 Regionalpolitische Gesprächsrunde in WetzlarEingetrübte Handwerkskonjunktur in Mittelhessen
Auch in diesem Jahr konnte der Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, Stefan Füll, zusammen mit Hauptgeschäftsführer Bernhard Mundschenk und dem stellvertretenden Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Pott gemeinsam mit Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich hochrangige Vertreter der Kommunen und Landkreise sowie die mittelhessischen Kreishandwerksmeister im Wetzlarer Berufsbildungs- und Technologiezentrum Lahn Dill "Arnold-Spruck-Haus" begrüßen.
Sinkende Umsätze und rückläufige Auftragseingänge
Zur Eröffnung der Gesprächsrunde informierte Kammerpräsident Stefan Füll über die aktuelle Entwicklung des Handwerks in den mittelhessischen Landkreisen, zu denen auch der Wetteraukreis gezählt wird. Derzeit beschäftige das Handwerk in Mittelhessen rund 64.000 Menschen in über 14.800 Betrieben und erwirtschafte etwa 7,7 Milliarden Euro Umsatz. Füll sieht dies als Beleg für die große wirtschafts- und regionalpolitische Bedeutung des Handwerks. Hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung im Kammerbezirk Wiesbaden erklärte Füll jedoch: "Die Handwerkskonjunktur hat sich bis zum Sommer 2022 zunächst verbessert. Durch die Folgen des Ukraine-Krieges, z.B. steigende Preise für Energie und Material sowie Lieferengpässe, haben sich die Aussichten nun jedoch deutlich eingetrübt. Viele Branchen berichten bereits von sinkenden Umsätzen und rückläufigen Auftragseingängen. "
Der Kammerpräsident berichtete zudem über die aktuelle Situation des Ausbildungsmarktes im heimischen Handwerk, die in diesem Jahr unter anderem durch die niedrigste Schulabgängerquote beeinflusst war, die bisher erfasst wurde. Im Vergleich zum Vorjahr kann die Handwerkskammer Wiesbaden demnach ein leichtes Plus von 0,6 Prozent an neu abgeschlossenen Lehrverträgen verzeichnen. Das Vor-Corona-Niveau sei aber nach wie vor noch nicht erreicht. Während 2021 zu Beginn des Ausbildungsjahres 3.410 neue Lehrverträge im Bezirk der Handwerkskammer Wiesbaden abgeschlossen wurden, waren es jetzt 3.431. Diese Zahlen gehen jährlich Mitte November in den Berufsbildungsbericht der Bundregierung ein. Als weitere Gründe für die Entwicklung der Ausbildungssituation nannte er die demografische Entwicklung, den seit Jahren wachsenden Wettbewerb mit vollschulischen Bildungsangeboten und dem Studium sowie die geringe Anzahl an Flüchtlingen, die in der Vergangenheit vermehrt für Ausbildungen gewonnen werden konnten.
Regierungspräsident würdigt Kooperation zwischen Handwerk und Politik
Der Gießener Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich gab einen Überblick über die Aktivitäten des Regierungspräsidiums in Mittelhessen und würdigte die enge Kooperation zwischen Handwerk und Politik. Dem Regierungspräsidenten zufolge gebe es Anzeichen dafür, dass es in diesem Winter nicht zu der befürchteten Gasmangellage komme. Zudem vermeldete er einen beobachtbaren Anstieg von gemeldeten Flüchtlingen.
Die Landräte und Bürgermeister berieten zusammen mit den Kreishandwerksmeistern weitere aktuelle Themen, wie Energiesicherheit, Unterbringung von Kriegsflüchtlingen in den Landkreisen, Grad der Attraktivität von einzelnen Berufsschulstandorten und dem Nutzen eines neuen Ausbildungscampus.
Vorstellung des neuen stv. Leiters der Geschäftsstelle Mittelhessen
Im Rahmen der Regionalpolitischen Gesprächsrunde wurde auch der neue stellvertretende Leiter der Geschäftsstelle Mittelhessen, Niklas Kraft, vorgestellt. Der gelernte Hörgeräteakustikermeister folgt Manfred Weber, der nach 48 Jahren Berufstätigkeit für das regionale Handwerk zum 31. Oktober 2022 von der Handwerkskammer Wiesbaden in den Ruhestand verabschiedet wurde. Niklas Kraft vertritt den Leiter der Geschäftsstelle Mittelhessen, Dr. Martin Pott, und ist Ansprechpartner für das Handwerk in Mittelhessen.