Mitarbeiter finden und binden (19): Sechs Fragen an Metallbauermeister David Iflinger"Ich liebe die Herausforderung und gehe Problemen nicht aus dem Weg"
Junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern und qualifizierte Fachkräfte langfristig an den eigenen Betrieb binden: Das zu meistern ist aktuell eine der größten Herausforderungen des Handwerks. Einige Betriebe haben jedoch einen effektiven Weg gefunden, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wir stellen Handwerker vor, denen das gelingt und haben nachgefragt, wie sie dabei vorgehen.
David Ilfinger
Schlosserei Stahlbau in Eltville am Rhein
Damit verdienen wir unser Geld:
Balkone, Treppen und Geländer
Mitarbeiterzahl:
28 Mitarbeiter
Anzahl an Lehrlingen:
3 Lehrlinge
1. Warum bilden Sie aus?
Ich kann mich nicht über den Unwillen der Jugendlichen zur Handwerksausbildung beklagen, aber dann selbst nicht ausbilden wollen. Wir schlagen auch eigentlich nie ein Praktikum aus. Aus demselben Grund. Wir müssen das tun und zu guter Letzt bringt es auch etwas. Man braucht dafür aber auch Ausdauer und muss akzeptieren, dass nicht jeder oder jede für eine Ausbildung geeignet ist und auch nicht alle, die eine Lehre beginnen, diese beenden. Wer seine Ausbildung jedoch erfolgreich bei uns absolviert, den behalten wir natürlich auch gerne im Betrieb.
2. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Mitarbeiter?
An einem Mitarbeiter schätze ich insbesondere Lernbereitschaft, Loyalität, Veränderungswille- und –drang sowie Interesse und Leidenschaft für unsere Produkte.
3. Welche Unternehmensphilosophie verfolgen Sie?
Wir wollen mit unserer Leistung begeistern. Dinge erschaffen und bewältigen, von denen andere behaupten, dass diese nicht möglich seien. Ich liebe die Herausforderung und gehe Problemen nicht aus dem Weg. Das führt für unsere Mitarbeiter zwar oft zu kniffeligen Aufgaben, allerdings konnten wir diese bisher alle meistern.
4. Wie gehen Sie vor, um sowohl motivierte Lehrlinge als auch qualifizierte Fachkräfte für Ihren Betrieb zu finden?
Wir nutzen für unsere Außendarstellung zu 90 Prozent Instagram und Facebook. Hier versuchen wir ein umfassendes Bild von allen Mitarbeitern und Projekten abzubilden und erreichen dadurch eine gute Bekanntheit in der Branche und der Region. Mit der Vorstellung von Mitarbeitern auf diesen Plattformen bekommt das Unternehmen ein Gesicht, das über mein eigenes hinausgeht. Das ist wichtig, denn potenzielle neue Mitarbeiter arbeiten ja am wenigsten mit mir, sondern mit den Kollegen in der Werkstatt und auf der Baustelle zusammen. Da in den sozialen Netzwerken viele unterschiedliche Menschen unterwegs sind, ist hier auch immer eine Polarisierung festzustellen. Aber auf einen „Hater“ kommen etwa 100 Likes und das bestätigt uns dann wiederum in unserem Handeln. Es hat auch etwas Gutes, wenn sich jemand, dem unsere Gesichter nicht passen, nicht bei uns bewirbt. Wir arbeiten auf Social Media übrigens sowohl organisch als auch mit bezahlten Werbeanzeigen zur Mitarbeitergewinnung im Umkreis von 30 Kilometern. In weniger als einem Jahr konnten wir so neun neue Mitarbeiter für unseren Betrieb akquirieren.
5. Hinsichtlich der Mitarbeiterbindung: Schaffen Sie bestimme Anreizsysteme oder besondere Vorteile für Ihre Mitarbeiter?
Wir haben eine klare Hierarchie und ein strukturiertes Organigramm, das wiederum in Lohngruppen gegliedert ist. Wer mehr Verantwortung hat und höher qualifiziert ist, der verdient mehr Geld und es ist für jeden klar ersichtlich, wie er dort hinkommt. Außerdem bieten wir natürlich Fahrtkostenzuschuss und Tankkarten an. Unsere Monteure bekommen auch einen Verpflegungsmehraufwand erstattet. Aber im Großen und Ganzen denke ich, dass unser größter Mehrwert in den klaren Strukturen liegt.
6. Welchen Rat würden Sie Handwerkern geben, die händeringend nach Lehrlingen oder Fachkräften suchen?
Wenn man sich fragt, was das effektivste Mittel ist, dann sage ich: Macht alles! Egal ob Praktikum, Ausbildung, Werbung, Social Media, Kampagnen oder Schulbesuche. In der Summe sollten es jedoch nur so viele sein, dass man langfristig am Ball bleiben kann. Denn all diese Themen müssen vor allem ausdauernd angegangen werden. Ab einem halben Jahr fängt es in der Regel an zu wirken, nach einem Jahr wird es richtig gut und ab dann heißt es: durchhalten.