Mitarbeiter finden und binden (18): Sechs Fragen an Beate und Marko Witt, Betriebswirtin des Handwerks und zweifacher Elektromeister"Man bekommt am Ende der Ausbildung eine Prämie von 10.000 Euro"
Junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern und qualifizierte Fachkräfte langfristig an den eigenen Betrieb binden: Das zu meistern ist aktuell eine der größten Herausforderungen des Handwerks. Einige Betriebe haben jedoch einen effektiven Weg gefunden, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wir stellen Handwerker vor, denen das gelingt und haben nachgefragt, wie sie dabei vorgehen.
Beate und Marko Witt, Inhaber
Witt GmbH Elektrotechnik in Hanau
Damit verdienen wir unser Geld:
Wir hauchen Maschinen und Anlagen Leben ein. Von der Planung über die Dokumentation, den Schaltschrankbau mit eigener Werkstatt, die Programmierung und Installation bis hin zur Inbetriebnahme von Maschinen und Anlagen bieten wir Komplett- und Einzelleistungen im Automatisierungsbereich an.
Mitarbeiterzahl:
13 Mitarbeiter
Anzahl an Lehrlingen:
5 Lehrlinge
1. Warum bilden Sie aus?
Wenn Wissen nicht weitergegeben wird, bedeutet dies Stillstand. Und Stillstand möchte niemand. Wir brauchen neue Generationen, um den Blickwinkel zu verändern und mit der Zeit zu gehen. Außerdem bedeutet Ausbildung Qualifikation nach Maß. Diese orientiert sich zwar an der Ausbildungsordnung, man kann sie allerdings individuell den betrieblichen Anforderungen anpassen. Natürlich ist dies auch mit Kosten und Zeitaufwand verbunden, doch es lohnt sich. Talente können dadurch früh entdeckt und individuell gefördert werden. Das wiederum fördert die Firmenverbundenheit.
2. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Mitarbeiter?
An erster Stelle stehen für uns immer Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit. Vertrauen ist die wichtigste Komponente, denn schließlich verbringt man auf der Arbeit einen großen Teil seiner Lebenszeit miteinander. Fachlich sollten Mitarbeiter immer wissbegierig bleiben, Spaß an ihrem Beruf haben und mit Freude und Biss auch komplizierte Aufgaben angehen.
3. Welche Unternehmensphilosophie verfolgen Sie?
Geht nicht – gibt’s nicht. Wir finden: Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Individuelle Anforderungen unserer Kunden stehen bei uns stets im Mittelpunkt. Durch langjährige Erfahrung, eine flache Hierarchie, Flexibilität und schnelle Reaktionszeiten setzen wir Projekte qualitativ hochwertig um. Nur wenn der Kunde zufrieden ist, sind wir es auch.
4. Wie gehen Sie vor, um sowohl motivierte Lehrlinge als auch qualifizierte Fachkräfte für Ihren Betrieb zu finden?
Wir sind in den sozialen Medien vertreten, gehen auf Messen, stellen uns in Schulen vor und nutzen natürlich auch die gängigen Stellenportale beim Arbeitsamt oder der Handwerkskammer Wiesbaden. Zusätzlich bieten wir unseren Lehrlingen Prämiensysteme. Da uns die Ausbildung neuer Fachkräfte besonders wichtig ist, hat bei uns jeder Azubi und jede Azubine die Möglichkeit, ein "Super-Azubi" zu werden. Das bedeutet, man bekommt am Ende der Ausbildung bei sehr guten schulischen und praktischen Leitungen eine Prämie von 10.000 Euro.
5. Hinsichtlich der Mitarbeiterbindung: Schaffen Sie bestimme Anreizsysteme oder besondere Vorteile für Ihre Mitarbeiter?
In jedem Falle möchte ich ein "Wir-Gefühl" schaffen. Unsere Hierarchie ist durch die Abgabe von vielen Verantwortlichkeiten sehr flach. Alle Mitarbeiter, auch Auszubildende, haben ihre eigenen Verantwortlichkeiten und Aufgaben. Diese sind schriftlich festgehalten. So weiß jeder, dass es auch auf das Engagement des Einzelnen ankommt. Es ist für mich selbstverständlich, meinem Team kostenlose Getränke, Kaffee und frisches Obst zur Verfügung zu stellen. Da wir komplett digital arbeiten, hat auch jeder Mitarbeiter ein eigenes iPad welches auch für private Zwecke verwendet werden darf. Jetzt, nachdem die Corona-Schutzmaßnahmen gelockert wurden, wollen wir auch wieder regelmäßig gemeinsam Seminare besuchen, was die letzten zwei Jahre leider nicht wirklich möglich war. Oft spielen wir nach Feierabend eine Runde Darts in der Werkstatt oder essen zusammen, wodurch auch ein Gemeinschaftsgefühl entsteht. Letztendlich sind es viele Kleinigkeiten, über die sich die Mitarbeiter freuen.
6. Welchen Rat würden Sie Handwerkern geben, die händeringend nach Lehrlingen oder Fachkräften suchen?
Offen für Neues bleiben und die sozialen Medien nutzen. Die junge Generation denkt nicht in alten Mustern. Außerdem ist es wichtig, auch mal den Blickwinkel zu verändern. Im Handwerk passieren so viele spannende und vielfältige Dinge. Aber wie soll die Jugend auf die Vielfältigkeit der Arbeit aufmerksam werden, wenn man dies nicht auf den richtigen Kanälen kommuniziert? Deswegen muss man darüber sprechen. Nur so kann man das oftmals noch veraltete, negative Bild vom Handwerk in den Köpfen ändern.