Mitarbeiter finden und binden (17): Sechs Fragen an Raumausstattermeister Florian Kratz"Uns erreichen 15 Bewerbungen pro Monat über die sozialen Netzwerke"
Junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern und qualifizierte Fachkräfte langfristig an den eigenen Betrieb binden: Das zu meistern ist aktuell eine der größten Herausforderungen des Handwerks. Einige Betriebe haben jedoch einen effektiven Weg gefunden, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wir stellen Handwerker vor, denen das gelingt und haben nachgefragt, wie sie dabei vorgehen.
Florian Kratz, Inhaber
Raumausstattung Florian Kratz in Lich
Damit verdienen wir unser Geld:
Wir verlegen Fußböden, gestalten Wandflächen, montieren Sicht- und Sonnenschutzanlagen und beziehen Polstermöbel.
Mitarbeiterzahl:
3 Gesellen, 1 Fotograf und 2 Aushilfen
Anzahl an Lehrlingen:
3 Lehrlinge
1. Warum bilden Sie aus?
Ich sehe es als meine Verantwortung als Firmeninhaber, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Es ist schwierig, wenn man sich immer beschwert, dass es keine Fachkräfte gibt, aber nichts dagegen unternimmt. Mit unseren Lehrlingen bin ich mehr als zufrieden und stelle momentan jedes Jahr einen weiteren ein. In naher Zukunft möchte ich die Zahl der jährlich dazukommenden Auszubildenden weiter steigern. Außerdem möchte ich jungen Menschen die Chance geben, sich zu verwirklichen und an der Entwicklung dieses Landes, welches dringend weitere gute Handwerker benötigt, beteiligt zu sein.
2. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Mitarbeiter?
Ein Mitarbeiter sollte gegenüber dem Unternehmen, seinen Kollegen und vor allem gegenüber sich selbst loyal sein. Das wichtigste ist allerdings, dass der Mitarbeiter genau den Beruf ausübt, den er ausüben möchte. Daher sind Einsatzbereitschaft, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit für uns selbstverständlich. Das wissen auch unsere Mitarbeiter.
3. Welche Unternehmensphilosophie verfolgen Sie?
Wir sind ein junges Unternehmen, welches immer versucht "neu zu denken". Natürlich ist es auch wichtig, altes zu bewahren, jedoch versuchen wir den Gedanken "so wie früher" gar nicht erst in unseren Köpfen zuzulassen, sondern neue, gute Wege und Lösungen zu finden. Termintreue, eine hohe Qualität und ähnliche Eigenschaften sind für mich selbstverständlich und auch unabdingbar, um erfolgreich zu sein.
4. Wie gehen Sie vor, um sowohl motivierte Lehrlinge als auch qualifizierte Fachkräfte für Ihren Betrieb zu finden?
Uns erreichen rund 15 Bewerbungen pro Monat – und alle über oder durch unsere Präsenz in den sozialen Netzwerken.
5. Hinsichtlich der Mitarbeiterbindung: Schaffen Sie bestimme Anreizsysteme oder besondere Vorteile für Ihre Mitarbeiter?
In jedem Falle möchte ich ein "Wir-Gefühl" schaffen. Unsere Hierarchie ist durch die Abgabe von vielen Verantwortlichkeiten sehr flach. Alle Mitarbeiter, auch Auszubildende, haben ihre eigenen Verantwortlichkeiten und Aufgaben. Diese sind schriftlich festgehalten. So weiß jeder, dass es auch auf das Engagement des Einzelnen ankommt. Es ist für mich selbstverständlich, meinem Team kostenlose Getränke, Kaffee und frisches Obst zur Verfügung zu stellen. Da wir komplett digital arbeiten, hat auch jeder Mitarbeiter ein eigenes iPad welches auch für private Zwecke verwendet werden darf. Jetzt, nachdem die Corona-Schutzmaßnahmen gelockert wurden, wollen wir auch wieder regelmäßig gemeinsam Seminare besuchen, was die letzten zwei Jahre leider nicht wirklich möglich war. Oft spielen wir nach Feierabend eine Runde Darts in der Werkstatt oder essen zusammen, wodurch auch ein Gemeinschaftsgefühl entsteht. Letztendlich sind es viele Kleinigkeiten, über die sich die Mitarbeiter freuen.
6. Welchen Rat würden Sie Handwerkern geben, die händeringend nach Lehrlingen oder Fachkräften suchen?
In den sozialen Medien aktiv sein! Und mindestens genauso wichtig: Den Betrieb und die Mitarbeiter so führen, dass man als Angestellter selbst gerne dort arbeiten würde. Mehr benötigt es eigentlich gar nicht.