154. Vollversammlung im Meistersaal der Handwerkskammer Wiesbaden "Unsicherheiten und Abwarten bestimmen derzeit die Stimmungslage"
Im Meistersaal der Handwerkskammer Wiesbaden fand die 154. Vollversammlung statt. 40 von 48 Vollversammlungsmitgliedern nahmen daran teil und berieten über aktuelle Themen rund um das heimische Handwerk.
Nach seiner Begrüßung erläuterte Kammerpräsident Stefan Füll die Lage des Handwerks im Kammerbezirk. Ein Konjunkturaufschwung sei auch im dritten Quartal des Jahres 2024 ausgeblieben und auch für die kommenden Monate erwarten die Betriebe keine positiven Impulse. Der Fachkräftemangel ist in diesem Zusammenhang weiter ein entscheidendes Thema. Für ausscheidende Mitarbeitende ist es schwierig, eine geeignete Nachbesetzung zu finden, so dass von dieser Seite Kapazitätsengpässe die Folge sein können. "Unsicherheiten und Abwarten bestimmen derzeit leider die Stimmungslage. Ohne neue Impulse vor allem von politischer Seite droht ein weiteres verlorenes Jahr bei der Wirtschaftsentwicklung im Kammerbezirk", so Füll. Ein leichter Rückgang ist im zurückliegenden Jahr bei der Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge im Bezirk der Handwerkskammer Wiesbaden zu verzeichnen. Gemäß der offiziellen Statistik des Bundesinstituts für Berufliche Bildung (BiBB) wurden im Zeitraum vom 1. Oktober 2023 bis zum 30. September 2024 in der Lehrlingsrolle 3.521 neue Lehrverträge registriert. Dies sind 40 Lehrverträge und damit 1,1 Prozent weniger als im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Beitragsstruktur seit 2005 unverändert
Im Anschluss verabschiedete die Vollversammlung einstimmig den Beschluss über den Handwerkskammerbeitrag 2025, nachdem auch im kommenden Jahr die Beitragssätze unverändert bleiben sollen. Seit dem Jahr 2005 sind die Beitragssätze in ihrer Struktur stabil. Entschieden wurde mit zwei Enthaltungen ebenfalls, dass die Befristung der Entschädigungsregelungen der Handwerkskammer Wiesbaden um ein Jahr bis zum 31. Dezember 2025 verlängert werden.
Hauptgeschäftsführer Bernhard Mundschenk stellte den Haushaltsplan 2025 der Handwerkskammer Wiesbaden, des Berufsbildungs- und Technologiezentrums (BTZ) Lahn-Dill "Arnold-Spruck-Haus", der BTZ Wiesbaden I und II "Karl-Schöppler-Haus" und "Robert-Werner-Haus" sowie des Betriebs gewerblicher Art "Zurverfügungstellung von Dienstleistungen" vor. Der Haushaltsplan für das Rechnungsjahr 2025 wurde einschließlich der geplanten Rücklageverwendung einstimmig verabschiedet. Die mittelfristige Finanzplanung der Handwerkskammer Wiesbaden für die Jahre 2024 bis 2028 wurde der Vollversammlung zur Kenntnis vorgelegt.
Darüber hinaus hatte die Vollversammlung zu entscheiden, durch welche unabhängige Stelle die Jahresrechnungen der Handwerkskammer Wiesbaden geprüft werden sollen. Die Prüfung der Jahresrechnungen der Handwerkskammer Wiesbaden wird aufgrund eines einstimmigen Beschlusses für die Jahre 2024 bis 2028 durch die WI-Bank erfolgen.
Umstrukturierung und Weiterentwicklung der BTZ
Dr. Christoph Gelking, stellvertretender Hauptgeschäftsführer, ging auf die voranschreitenden Pläne zur Weiterentwicklung der BTZ in Wetzlar und Wiesbaden ein. Zur Erweiterung des Wetzlarer BTZ bestünde nach wie vor das Interesse seitens der Kammer, einen Teil des benachbarten Parkplatzes "Bachweide" zu erwerben und der voraussichtliche Zeitplan für das Bauantragsverfahren wurde angepasst. Es ist daher mit Rechtskraft des Bebauungsplanes Mitte April 2025 zu rechnen. Hinsichtlich der Modernisierung der Wiesbadener BTZ sollen nach dem zeitnahen offiziellen Erwerb des Gebäudes Moltkering 15b temporär eine SHK-Werkstatt für Elektroinstallationen und eine Kfz-Werkstatt für Fahrzeugelektronik aus dem BTZ Wiesbaden II in das ehemalige Bauzentrum umsiedeln. Ebenfalls sollen die Sekundärräume wie Seminar- und EDV-Räume des heutigen Bauzentrums möglichst schnell für den BTZ-Schulungsbetrieb eingesetzt werden. Parallel wird im BTZ Wiesbaden II die freiwerdende SHK-Werkstatt zur Schulungswerkstatt für Wärmepumpen umfunktioniert.
Übereinstimmend beschlossen die anwesenden Vollversammlungsmitglieder die Berufsbildungsregelungen "Regelung über die Berufsausbildung behinderter Menschen zur Fachpraktikerin für Fahrzeugpflege/zum Fachpraktiker für Fahrzeugpflege", Ergänzungsbeschluss zur "Prüfungsordnung für die Durchführung von Gesellen- und Umschulungsprüfungen der Handwerkskammer Wiesbaden vom 1. Mai 2021", Ergänzungsbeschluss zur "Prüfungsordnung für die Durchführung von Abschluss- und Umschulungsprüfungen der Handwerkskammer Wiesbaden vom 1. Mai 2021", Ergänzungsbeschluss zur "Prüfungsordnung für die Durchführung von Fortbildungsprüfungen (nach Handwerksordnung) der Hand-werkskammer Wiesbaden vom 1. Mai 2021" sowie Ergänzungsbeschluss zur "Prüfungsordnung für die Durchführung von Fortbildungsprüfungen (nach Berufsbildungsgesetz) der Handwerkskammer Wiesbaden vom 1. Mai 2021".
Auch die Nachberufung von Arbeitnehmervertretern in Kammergesellenprüfungsausschüsse sowie die Neuberufung von Arbeitnehmervertretern in einen Fortbildungsausschuss erfolgte durch das Parlament des Handwerks geschlossen.
Für ehrenamtlichen Einsatz geehrt
"Ohne Handwerker und Handwerkerinnen, die bereit sind, sich einzubringen und Verantwortung für das Handwerk zu übernehmen, ist die Selbstorganisation des Handwerks schlichtweg undenkbar. Viele engagieren sich hier über lange Zeit mit vollstem Einsatz und jeder Menge Herzblut", betonte Füll.
Daher wurden die aus der Vollversammlung im Sommer ausgeschiedenen Mitglieder für ihr Engagement und Mitwirken mit der Ehrenmedaille in Gold und einer Urkunde der Handwerksammer Wiesbaden ausgezeichnet. Die Auszeichnung erhielten Jürgen Strack, Eberhard von Keutz, Horst Müller und Karl-Otto Waas. Alle vier waren seit 1999 Mitglied der Vollversammlung. Dietmar Liesenfeld, langjähriges Mitglied in der Vollversammlung und im Vorstand, der sein Ehrenamt noch nicht beendet hat und der aktuellen Vollversammlung noch als 2. Stellvertreter angehört, wurde gemäß einstimmigem Vorstandsbeschluss die Ehrennadel in Silber verliehen. Sein Engagement begann als 2. Stellvertreter in der Vollversammlung im Jahre 1989. 1994 wurde er 1. Stellvertreter und von 1999 bis 2024 ordentliches Vollversammlungsmitglied. Zudem gehörte er von 2001 bis 2024 dem Vorstand an. Die Auszeichnungen nahmen Füll und Mundschenk vor.