Mitarbeiter finden und binden (4): Sechs Fragen an Friseurmeister Christian Bürger."Wir sind mehr als nur ein Friseursalon"
Junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern und qualifizierte Fachkräfte langfristig an den eigenen Betrieb binden: Das zu meistern, ist aktuell eine der größten Herausforderungen des Handwerks. Einige Betriebe haben jedoch einen effektiven Weg gefunden, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wir stellen Handwerker vor, denen genau das gelingt und haben nachgefragt, wie sie dabei vorgehen.
me. Christian Bürger
Inhaber von Schönschräg e.K. mit Standorten in Wiesbaden und Mainz
Damit verdienen wir unser Geld:
Haare machen (schöne Sachen)
Mitarbeiterzahl:
29 Mitarbeiter
Anzahl an Lehrlingen:
8 Lehrlinge
1. Warum bilden Sie aus?
Weil wir uns in der Verantwortung sehen, unser Handwerk auch in Zukunft mit qualifizierten Fachkräften besetzen zu können. Wenn unsere Lehrlinge voller Engagement, Esprit und Tatendrang ans Handwerk gehen, wenn wir sie wachsen und lernen sehen, können auch wir "alten Hasen" nur davon profitieren. Außerdem ist es schön, wenn unsere Azubis „von der Pike auf“ lernen, das Handwerk zu verstehen und sich in diesem wiederfinden.
2. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Mitarbeiter?
Die Fähigkeit, das eigene Verhalten und die eigenen handwerklichen Fähigkeiten zu reflektieren sowie die Bereitschaft, sich ständig weiterzuentwickeln. Außerdem sollten meine Mitarbeiter Freude an dem haben, was sie tun.
3. Welche Unternehmensphilosophie verfolgen Sie?
Wir nehmen uns Zeit für unsere Kunden, denn sie stehen für uns im Fokus. Wir sind unkonventionell, bleiben nie auf der gleichen Stelle stehen und sind keine schlichten Reproduzenten. Wir sind voller Leidenschaft für unser Handwerk und ein respektvolles Miteinander ist uns in diesem Rahmen sehr wichtig. Haare machen ist einfach unser Ding.
4. Wie gehen Sie vor, um sowohl motivierte Lehrlinge als auch qualifizierte Fachkräfte für Ihren Betrieb zu finden?
Die sozialen Medien erwiesen sich in den letzten Jahren als sehr hilfreich hinsichtlich der Anwerbung neuer Mitarbeiter. Wir begleiten unsere Auszubildenden auf ihrem Werdegang, zeigen ihre Fortschritte in den Übungsabenden und am Kunden. Zudem sind wir mehr als nur ein Friseursalon. Wir verkörpern einen gewissen Lifestyle, mit dem sich die Leute identifizieren können und ein Teil davon werden möchten. Außerdem schalten wir Anzeigen und haben eine gute Mundpropaganda.
5. Hinsichtlich der Mitarbeiterbindung: Schaffen Sie bestimme Anreizsysteme oder besondere Vorteile für Ihre Mitarbeiter?
Ich bin ein ehrlicher Mensch und nehme mir Zeit für meine Mitarbeiter. Ich bilde mir somit ein, ein sehr offenes Verhältnis zu ihnen aufgebaut zu haben. Jeder kann jederzeit mit seinen Anliegen zu mir kommen, genauso wie ich weiß, dass ich jederzeit mit meinen Anliegen zu meinen Mitarbeitern kommen kann. Wir sind alle auf einer Augenhöhe. Ich biete meinen Mitarbeitern bei Schönschräg zudem interne Aufstiegschancen und Spezialisierungen und formuliere diese Ziele mit ihnen gemeinsam. Somit ist auch für mich stets gewährleistet, dass sich die Mitarbeiter sowohl persönlich als auch fachlich weiterentwickeln können. Außerdem bin ich kein Freund des unterbezahlten Handwerks! Es war mir schon immer ein persönliches Anliegen übertariflich zu bezahlen, was ich auch bei jeder Tariferhöhung weiter konsequent getan habe. Zudem können die Mitarbeiter durch ihre eigens erwirtschaftete Provision ihren Lohn "aufstocken".
6. Welchen Rat würden Sie Handwerkern geben, die händeringend nach Lehrlingen oder Fachkräften suchen?
Schätzt eure Mitarbeiter, ob Azubi oder Fachkraft und bietet ihnen ein Arbeitsverhältnis, in dem ihr euch sowohl als Chef als auch die Mitarbeiter wohlfühlen. Kein abgehobener Kram, keine Intransparenz, keine Hierarchie, einfach nur hochwertiges Handwerk. Und seid dabei authentisch! Man kann nur das erreichen, wovon man zu 100 Prozent überzeugt ist.