Russ Automobile
Handwerkskammer Wiesbaden

Handwerk aus Leidenschaft: Simone und Andreas Russ haben ein Faible für klassische Fahrzeuge. Mit restaurierten Oldtimern lassen sie die Herzenswünsche ihrer Kunden wahr werden. Die Lebenstraumerfüller

Mit einem alten, bereits vergilbten Foto steht er vor ihrer Werkstatt. Ein Mann um die 80 Jahre streckt Andreas Russ ein Bild entgegen, tippt darauf und sagt, das seien er und seine Frau in den sechziger Jahren. Sie stehen vor einem roten Käfer Cabrio. Genau so einen soll Andreas Russ für ihn finden. Für Andreas Russ ist diese Bitte nichts Ungewöhnliches, denn seit bereits 30 Jahren widmen sich seine Frau und er dem Verkauf, Warten, Reparieren und Restaurieren von Oldtimern. Mit Russ Automobile haben sich die beiden auf ihre Lieblingsautos spezialisiert. Auf ihr Wissen über Porsche 356, 911 und VW Käfer Cabriolets verlassen sich ihre Kunden aus dem Rhein-Main-Gebiet, München, Hamburg, England und der Schweiz. "Die Beweggründe, in einen Oldtimer zu investieren, sind ganz unterschiedlich. Einige Kunden verbinden damit schöne Erinnerungen und manche sind einfach von der Ästhetik fasziniert", beschreibt Andreas Russ. Auch ins Visier von großen Firmen sind die beiden bereits geraten, wie Jacobs Kaffee, Miracoli, Sierra Tequila, Sony oder West,  die den kleinen Handwerksbetrieb aus Wiesbaden mit der Aufarbeitung spezieller Käfer für Gewinnspiele oder Messeauftritte beauftragten.

Alles aus einer Hand

Andreas Russ begibt sich nun auf die Suche nach einem roten Käfer Cabriolet für seinen neuen Kunden. Als er das passende gefunden hat, ist der Kunde zunächst maßlos enttäuscht. Das sehe ja gar nicht aus wie auf dem Bild, es sei "eher eine alte Kiste", ruft der Herr entsetzt. Diese Reaktion sei durchaus gängig, bestätigt Andreas Russ. Daraufhin zeigt er seinem Kunden Bilder, wie das Fahrzeug nach einer Restauration aussehen könnte und erstellt einen Kostenvoranschlag. Der Kunde ist besänftigt. Nun beginnt für Andreas Russ und sein siebenköpfiges Team der größte Teil der Arbeit. Das Auto wird zunächst begutachtet, zerlegt, abgelaugt, abgestrahlt und die einzelnen Bauteile auf ihre Originalität geprüft. Bevor der Karosseriebau beginnt, folgt eine sehr aufwendige Recherche nach seltenen Ersatzteilen. Das Fahrzeug wird anschließend lackiert, die Inneneinrichtung und das Verdeck mit Sattlerarbeiten auf Vordermann gebracht. Den letzen Schliff erhält das Fahrzeug, wenn der Motor, das Getriebe, die Achsen und die Bremsen Instand gesetzt werden. Zwischen sieben und zwölf Monate muss der zukünftige Besitzer auf seinen vollrestaurierten, roten Käfer warten. Der Kaufpreis beläuft sich auf rund 70.000 Euro.

Russ Automobile
Handwerkskammer Wiesbaden

www.russ-automobile.de

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"Wer seine Leidenschaft zum Beruf macht, braucht keinen Tag mehr zu arbeiten"

Simone und Andreas Russ blicken auf zahlreiche Situationen wie diese zurück. Das strahlende Gesicht der Kunden, die ihr neues altes Fahrzeug abholen, motiviert sie jeden Tag. Während Andreas jüngerer Bruder Axel sich der Familientradition annahm und das Friseurhandwerk erlernte, reparierte Andreas lieber die Waschmaschine im Salon oder schraubte in einer Garage an seinem Mofa. Andreas Russ entschied sich daher für ein Studium des Maschinenbaus mit der Fachrichtung Kraftfahrzeugwesen und steckte seine Frau Simone mit der Leidenschaft für klassische Fahrzeuge an, als sie noch als Flugbegleiterin arbeitete. Beide waren Mitte 20, als sie sich mit Russ Automobile unter der Devise "Small things make perfection – but perfection is not a small thing"  vollständig ihrer Leidenschaft für Oldtimer hingaben. Andreas Russ legte eine Ausbildereignungsprüfung bei der Handwerkskammer Wiesbaden ab und ist heute noch stolz darauf, ein Ausbildungsbetrieb zu sein. Eine Passion wünscht sich Andreas Russ für möglichst viele junge Menschen. Er ist überzeugt davon, wenn man seine Leidenschaft zum Beruf mache, fühle es sich nicht nach Arbeit an. Doch seine Leidenschaft geht noch weit über das eigentliche Restaurieren von Oldtimern hinaus. Er schätzt den Kontakt zu seinen Kunden, interessiert sich für ihre Geschichten und freut sich jeden Tag aufs Neue darüber, Menschen einen Herzenswunsch zu erfüllen. Daher bietet er auch Kaufberatungen für Interessenten an, die sich gerne einen Oldtimer zulegen möchten, aber nicht wissen, auf was sie beim Kauf achten müssen oder nach welchem Fabrikat sie überhaupt suchen sollen. Zudem gibt es bei ihm eine Do It Yourself-Sprechstunde, in welcher er Tipps und Tricks rund um das eigenständige Restaurieren von Oldtimern preisgibt. Wichtig ist für ihn jedoch, dass die Kunden einen Oldtimer nicht als Museumsstück betrachten. "Ein Auto muss gefahren werden, damit man es genießen kann", betont er.



Der Weg ist das Ziel

Was genau mögen die Russ‘ denn eigentlich an Oldtimern? Ein neues Fahrzeug sei doch sicherlich komfortabler und verlässlicher. "Das schon, aber das Fahrgefühl eines Oldtimers und der Sound des Motors sind unvergleichlich. Ein Oldtimer ist auch ein Sinnbild für Freiheit, Mut und Abenteuer. In dem Moment, in dem ich das schöne, große Lenkrad meines Autos anfasse, entschleunige ich und tauche in eine andere Welt ein", beschreibt Simone Russ, die ihr rotes Porsche 356 Cabriolet,  Jahrgang 1960,  Feuervogel getauft hat. Auch Andreas Russ fehlen die Emotionen bei einem neuen Pkw. Er begeistere sich für das Design und die Technik, die in einem historischen Fahrzeug stecke und sei rundum zufrieden, wenn er mit einem Oldtimer nach Sizilien in den Urlaub fahre und alles glatt gelaufen ist. "Gemäß des Mottos ‚der Weg ist das Ziel‘", so Andreas Russ und ist dabei sichtlich begeistert – und mindestens so glücklich, wie der 80-jährige Mann, als er mit seinem roten Käfer Cabriolet vom Werkstatthof von Russ Automobile gefahren ist.

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