Linda Fuchsschwanz ist Metallbauermeisterin.Ehrenamt(lich) im Handwerk - Folge 4
"Frau im Männerberuf" – kann sie dieses "Exoten-Klischee" überhaupt noch hören? Linda Fuchsschwanz lacht. "Es ist schon definitiv so, dass es wenige Frauen im Metallbau gibt." Die zierliche Blondine ist eine von ihnen. Ganz bewusst hat sie sich diesen Beruf ausgesucht. Der Vater betreibt eine Metallbauwerkstatt in Taunusstein-Bleidenstadt, bereits in dritter Generation. "Eigentlich wollte ich zur Polizei, denn da war mein anderer Opa", sagt die sympathische 33-Jährige. Doch dafür reichte ihre Körpergröße nicht aus. "Dann habe ich eben den Beruf meines anderen Großvaters gewählt" – keine Frage für die Taunussteinerin, dass sie dem Metallbau gewachsen sein würde. Sie ließ sich nicht im Familienbetrieb ausbilden, sondern ging nach Wiesbaden zur Firma Metallbau Rank. "Die arbeiten ein bisschen designorientierter, das hat mir auch großen Spaß gemacht."
Der dortige Chef sei begeistert gewesen, dass sich eine junge Frau bei ihm beworben habe. "Er erwartete, dass sich das Werkstattklima zum Positiven verändert", lacht Linda Fuchsschwanz. Rechtzeitig bevor sie anfing, habe man die "bewussten" Werkstattkalender abgehängt, und auch sonst sei ein ganz anderer Umgangston eingezogen, habe ihr Chef gesagt. Eine positive Erfahrung – und Linda Fuchsschwanz, die als Abiturientin in die Werkstatt kam, war und ist sich sicher, das Richtige gewählt zu haben. Es folgte die Meisterprüfung im Jahre 2008. Gleich darauf wurde sie gefragt, ob sie sich in der Ausbildung engagieren wolle. "Ich habe zwei Semester an der TU Darmstadt studiert, aber das hat mir nicht so gelegen", sagt Linda Fuchsschwanz ehrlich. So ist sie nun keine "echte" Lehrerin, aber im Gesellenprüfungsausschuss tätig und Lehrbeauftragte an der Wiesbadener Friedrich-Ebert-Schule, wo angehende Metallbauer ihre Berufsschulzeit absolvieren.
Die "halben" Berufsschultage werden in dieser Ausbildung zu Blöcken zusammengefasst. Linda Fuchsschwanz sieht ihre Azubis jedes Lehrjahres zwei Wochen im Jahr – insgesamt sechs Wochen verbringt sie mit ihnen in der Lehrwerkstatt. "Jungs, Mittagspause" ruft sie in die Werkstatt. "Die bereiten sich jetzt gerade auf die Prüfung vor, in der sie ein Werkstück bauen müssen. Das üben wir hier schon einmal unter realistischen Bedingungen", erklärt Linda Fuchsschwanz. Jungen Leuten die praktischen Kenntnisse zu vermitteln, macht ihr viel Spaß.
Es muss Leute geben, die sich engagieren
Und das Ehrenamt ist für sie quasi eine natürliche Folge ihres beruflichen Engagements: "Es muss ja Leute geben, die sich engagieren." Nicht nur als Dozentin und Prüfungsausschussmitglied in ihrem Beruf tut sie etwas für andere, sondern auch in diversen Vereinen an ihrem Wohnort: Sportverein, Hundeverein, Arbeiterwohlfahrt, Elternbeirat. "Ich will etwas bewegen – und ich habe auch Freude daran", sagt Linda Fuchsschwanz, mittlerweile Mutter eines kleinen Kindes. Das, schränkt sie ein, sei das Einzige, was nicht so einfach sei als Handwerkerin: "Sie können ja nicht einfach Ihrem Team auf der Baustelle sagen, ich gehe jetzt, ich muss das Kind aus der Kita abholen." Da könne sie auf die Hilfe ihrer Familie zählen, "sonst würde das gar nicht gehen."
Sonst jedoch macht Linda Fuchsschwanz Mädchen Mut, die einen handwerklichen Beruf ergreifen wollen. "Man darf nicht auf den Mund gefallen sein, durchsetzen muss man sich schon können. Denn derbe Sprüche hört man immer mal wieder." Wenn das einkalkuliert werde, könne man aber sehr erfolgreich in diesem Beruf arbeiten. Auch wenn sie bisher nur eine einzige weitere junge Frau durch die Ausbildung begleitet hat, "aber es geht."
Wünschen würde sich Linda Fuchsschwanz von ihrer gesamten Kollegenschaft, "dass mehr Menschen sich freiwillig engagieren. Ob im Beruf oder in Vereinen in der Freizeit: Man muss immer lange suchen, bis man jemanden für Vorstands- oder Ausschussarbeiten gefunden hat. Aber ohne solche Menschen geht es ja nicht weiter. Jeder sollte mal überlegen, wo er sich sinnvoll einsetzen kann: Man bekommt dafür ja auch etwas zurück, nämlich Anerkennung und die Gewissheit, etwas fürs Gemeinwohl zu tun."
me. Linda Fuchsschwanz