Spezial - Mitarbeiter finden und binden (6): Neun Fragen an Maler- und Lackierermeisterin Esther Hummel."Ich unterscheide nicht zwischen Privat, Beruf und Ehrenamt"
Junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern und qualifizierte Fachkräfte langfristig an den eigenen Betrieb binden: Das zu meistern ist aktuell eine der größten Herausforderungen des Handwerks. Einige Betriebe haben jedoch einen effektiven Weg gefunden, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wir stellen Handwerker vor, denen genau das gelingt und haben nachgefragt, wie sie dabei vorgehen.
me. Esther Hummel, Geschäftsführerin
Ferdinand Hummel Baudekoration GmbH in Gelnhausen
Damit verdienen wir unser Geld:
Mit Malerarbeiten, Bodenbelägen, Trockenbau und Putz
Mitarbeiterzahl:
45 Mitarbeiter
Anzahl an Lehrlingen:
6 Lehrlinge
1. Warum bilden Sie aus?
Wenn es um die Gewinnung von Facharbeitern geht, sind wir mit der eigenen Ausbildung am erfolgreichsten. Natürlich sehe ich die betriebliche Ausbildung auch als eine gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen und als eine "Meisterplicht".
2. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Mitarbeiter?
Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein, Konfliktbereitschaft und Kreativität.
3. Welche Unternehmensphilosophie verfolgen Sie?
Kluges Handwerk – hochwertige Qualität sowie ein faires und respektvolles Miteinander auf Augenhöhe.
4. Wie gehen Sie vor, um sowohl motivierte Lehrlinge als auch qualifizierte Fachkräfte für Ihren Betrieb zu finden?
Neben der Mundpropaganda durch unsere Mitarbeiter und Kunden sprechen wir Ausbildungsinteressierte auf Messen an und stellen Praktikumsplätze zur Verfügung.
5. Hinsichtlich der Mitarbeiterbindung: Schaffen Sie bestimme Anreizsysteme oder besondere Vorteile für Ihre Mitarbeiter?
Eine offene, vertrauensvolle und respektvolle Kommunikationskultur im Unternehmen ist genauso wichtig, wie eine leistungsgerechte Entlohnung und die Möglichkeit der freien Entfaltung. Daher fördern wir die Kreativität, Eigenständigkeit, Selbstverantwortung und individuelle Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter.
6. Welchen Rat würden Sie Handwerkern geben, die händeringend nach Lehrlingen oder Fachkräften suchen?
Wer beim Anblick des Chefs schon Bauchschmerzen bekommt, geht sicher nicht gerne zur Arbeit. Daher mein Rat, sich selbst ab und an aus den Augen des Mitarbeiters zu betrachten.
7. Frau Hummel, im Herbst letzten Jahres wurden Sie zur Kreishandwerksmeisterin der Kreishandwerkerschaft Gelnhausen-Schlüchtern gewählt. Warum ist ehrenamtliches Engagement für Sie wichtig?
Ich, wir, profitieren alle vom Engagement der Ehrenamtsträger. Sei es in Vereinen, sozialen Einrichtungen oder der Feuerwehr. Sich für das Gemeinwesen zu engagieren hält unsere Gesellschaft zusammen und ist auf jeden Fall besser als sich zu beschweren, dass alles schlecht läuft.
8. Was bekommen Sie dafür zurück?
Für mich ist der Kontakt und Austausch mit den unterschiedlichen Personen eine persönliche Bereicherung. Das Ehrenamt bringt Freude und Zufriedenheit.
9. Neben Ihrem ehrenamtlichen Engagement führen Sie einen Handwerksbetrieb in dritter Generation. Wie schaffen Sie es, Ihr Privatleben, den ehrenamtlichen Einsatz und die Tätigkeit als Geschäftsführerin unter einen Hut zu bekommen?
Als berufstätige Mutter dreier, inzwischen erwachsener, Kinder ist man ein Organisationstalent! Ich unterscheide nicht zwischen Privat, Beruf und Ehrenamt. Es ist eher so, dass diese Aufgaben ineinander übergehen.