Mitarbeiter finden und binden (11): Sechs Fragen an den Meister im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk und staatlich geprüften Steintechniker Holger Balz"Man sollte nicht vergessen, dass man selber einmal Azubi war"
Junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern und qualifizierte Fachkräfte langfristig an den eigenen Betrieb binden: Das zu meistern ist aktuell eine der größten Herausforderungen des Handwerks. Einige Betriebe haben jedoch einen effektiven Weg gefunden, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wir stellen Handwerker vor, denen das gelingt und haben nachgefragt, wie sie dabei vorgehen.
Holger Balz, Inhaber
Naturstein Balz in Mainz-Kastel, der 1836 gegründet wurde
Damit verdienen wir unser Geld:
Wir sind ein Steinmetz- und Steinbildhauerbetrieb, der auf die Restaurierung von Natursteinfassaden sowie hochwertige Bausteinmetzarbeiten ausgerichtet ist.
Mitarbeiterzahl:
12-14 Mitarbeiter
Anzahl an Lehrlingen:
4 Lehrlinge
1. Warum bilden Sie aus?
Die Ausbildung war und ist eine der großen Stärken unseres Handwerks. Die Zusammenarbeit mit jungen Menschen und unser Wissen weiterzugeben ist nicht nur für mich, sondern für jeden Handwerksmeister immer wieder eine Freude. Nur wenn wir weiterhin intensiv ausbilden, können wir unsere handwerkliche Qualität für die nächsten Generationen sichern. Hier ist mir vor allen Dingen wichtig, junge Menschen mit verschiedensten Hintergründen auf dem Weg ins Berufsleben zu unterstützen.
2. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Mitarbeiter?
Die Grundeigenschaften, die ich schätze, sind Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und der Wille, in einem Team etwas zu erreichen. Ich erkenne es an, wenn meine Mitarbeiter Eigeninitiative zeigen und sich aktiv in die Projektabwicklung einbringen. Ebenso ist die Bereitschaft, sich fortzubilden und die neuerlernten Fähigkeiten auch dem gesamten Team zur Verfügung zu stellen, ein wichtiger Faktor.
3. Welche Unternehmensphilosophie verfolgen Sie?
Wir sind ein Familienunternehmen, das sich seit mehreren Generationen im Bereich des Steinmetzhandwerks bemüht, bestmöglich auf die Kundenwünsche einzugehen. Hier ist uns die Betreuung der Kunden sowohl im fachlichen als auch im zwischenmenschlichen Bereich äußerst wichtig. Unser Hauptgebiet ist die Restaurierung und wir möchten unseren Kunden ein optimales Ergebnis durch Zusammenarbeit und Qualität bieten. Wir versuchen unsere Werkstattbereiche auf dem neusten Stand zu halten, aber das traditionelle Steinmetzhandwerk weiterhin zu pflegen und auszuüben. Sowohl die Zufriedenheit der Kunden als auch ein handwerklich einwandfreies Ergebnis ist immer unser oberstes Ziel.
4. Wie gehen Sie vor, um sowohl motivierte Lehrlinge als auch qualifizierte Fachkräfte für Ihren Betrieb zu finden?
In diesem Bereich gehen wir verschiedene Wege, um ans Ziel zu kommen. Zum einen versuchen wir durch Präsenz in den neuen Medien mit unseren Arbeiten auf uns aufmerksam zu machen. Zum anderen sind wir gemeinsam mit der Handwerkskammer und der Kreishandwerkerschaft an mehreren Ausbildungsmessen und Veranstaltungen beteiligt. Ebenso bieten wir den Schulen in unserem Umkreis die Möglichkeiten von Tages- und Langzeit-Praktika an und halten unseren virtuellen Firmenauftritt auf einem attraktiven, aktuellen Stand.
5. Hinsichtlich der Mitarbeiterbindung: Schaffen Sie bestimme Anreizsysteme oder besondere Vorteile für Ihre Mitarbeiter?
Unsere Philosophie ist es, unsere Mitarbeiter zu einem großen, ganzen Team zusammenzuführen. Dafür halten wir regelmäßige Team- und Einzelbesprechungen ab, in denen Mitarbeiter auch Kritik üben sollen. Damit unsere Mitarbeiter ihre internen Aufstiegsmöglichkeiten verbessern können, eröffnen wir ihnen die Option, an Fortbildungen teilzunehmen. Doch auch die soziale Komponente ist uns sehr wichtig und wird beispielsweise durch einen Grillnachmittag gefördert. Eine Unterstützung im Bereich der Fitness oder auch der Gesundheit in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen führen wir regelmäßig durch. Insgesamt versuchen wir zu erreichen, dass unsere Auszubildenden und Mitarbeiter sich als ein Teil der Firma fühlen und das Wir-Gefühl immer im Vordergrund steht.
6. Welchen Rat würden Sie Handwerkern geben, die händeringend nach Lehrlingen oder Fachkräften suchen?
Ich glaube man sollte nicht vergessen, dass man selber einmal Auszubildender und junger Arbeitnehmer war. Einer der Lösungsschlüssel ist für mich daher, das Ausbilden mit dem nötigen Verständnis, Geduld und Freude anzugehen. Natürlich ist auch das frühzeitige Bemühen um Auszubildendengespräche mit Lehrern und Berufsschulen wichtig. Ebenso kann ich nur empfehlen, sich in der Innung zu engagieren und dort mit Kollegen auszutauschen. Drüber hinaus müssen wir unser Handwerk positiv, modern und zukunftsgerichtet darstellen, dann blicke ich optimistisch nach vorne und weiß, dass unser Handwerk auch noch weitere Jahrzehnte eine starke Stütze der Wirtschaft sein wird.